Enttäuschende US-Arbeitsmarktzahlen könnten Zinswende beschleunigen
Der US-Arbeitsmarkt hat sich im August deutlich schlechter entwickelt als von Analysten erwartet worden war. Im Privatsektor entstanden rund 99.000 neue Jobs, wie das auf Personalabrechnung und Zeiterfassung spezialisierte Unternehmen ADP am Donnerstag mitteilte. Analysten hatten ein Wachstum von 140.000 neuen Jobs erwartet, zudem korrigierte ADP die Angaben für Juli auf 111.000 nach unten. Die enttäuschenden Zahlen könnten die erwartete Zinswende der Zentralbank beschleunigen.
Der Arbeitsmarkt in den USA hatte sich trotz der hohen Zinsen lange gut gehalten. "Nach zwei Jahren überproportionalen Wachstums verlangsamt sich nun die Einstellungsrate", erklärte ADP-Chefökonomin Nela Richardson. Das Unternehmen untersucht monatlich die Entwicklung am privaten Arbeitsmarkt. Die Ergebnisse gelten als wichtiges Barometer vor der Veröffentlichung der offiziellen Arbeitslosenzahlen, die für Freitag angesetzt ist.
Arbeitslosigkeit und Lohnwachstum sind in der aktuellen Situation wichtige Kennzahlen für die Notenbank Fed und ihren weiteren geldpolitischen Kurs. Ihr offizielles Mandat sieht vor, die Inflation auf der einen und die Arbeitslosigkeit auf der anderen Seite ins Gleichgewicht zu bringen: Hält sie die Leitzinsen zu lange zu hoch, drohen eine Rezession und ein Anstieg der Arbeitslosigkeit, niedrige Arbeitslosigkeit spricht hingegen eher für weiterhin hohe Zinsen.
Fed-Vertreter hatten in den vergangenen Wochen durchblicken lassen, dass sie dem Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten besondere Aufmerksamkeit schenken würden. Als ausgemacht gilt mittlerweile, dass die Notenbanker bei ihrer nächsten Sitzung in diesem Monat die Leitzinsen erstmals wieder senken werden. Die Entwicklung am Arbeitsmarkt dürfte maßgeblichen Einfluss darauf haben, wie schnell und wie stark die Zinsen sinken.
A.Wilson--MC-UK