Morning Chronicle - Untersuchung: Italienische Mafia verdient Milliarden am Tourismus

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Untersuchung: Italienische Mafia verdient Milliarden am Tourismus
Untersuchung: Italienische Mafia verdient Milliarden am Tourismus / Foto: Andreas SOLARO - AFP/Archiv

Untersuchung: Italienische Mafia verdient Milliarden am Tourismus

Die italienische Mafia verdient einer wissenschaftliche Untersuchung zufolge jährlich mehrere Milliarden Euro im Tourismussektor. Das Institut Demoskopika beziffert die Einnahmen der organisierten Kriminalität in Italien etwa mit Hotels und Restaurants auf 3,3 Milliarden Euro pro Jahr. In den kommenden zwei Jahren dürften sie dank Großveranstaltungen wie dem Heiligen Jahr der Katholischen Kirche und den Olympischen Winterspielen noch deutlich steigen, erklärten die Forscher am Dienstag.

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Die mächtige kalabrische Mafia 'Ndrangheta macht allein die Hälfte des illegalen Gesamtumsatzes aus, wie die Forscher ausführten. Es folgt die Camorra, die Cosa Nostra und die organisierten kriminellen Gruppen aus der südlichen Region Apulien. Auch wenn die Wurzeln dieser Gruppen allesamt im Süden liegen, stammen den Angaben nach fast die Hälfte der Einnahmen aus dem Tourismus aus dem Norden des Landes.

Viele Tourismus-Unternehmen in Italien befänden sich in einer prekären Lage und seien so leichte Ziele für die Mafia, erklärte Raffaele Rio, Präsident des Demoskopika-Instituts. Finanzielle Schwierigkeiten würden sie empfänglich für "Hilfsangebote" krimineller Gruppen machen. Die Forscher beziffern die Zahl der "anfälligen" Unternehmen auf mehr als 7000 - fast 15 Prozent der Betriebe im italienischen Tourismussektor.

Die Mafia verspreche den Unternehmen "das finanzielle Überleben, deckt Schulden und sichert die Liquidität, aber zu einem sehr hohen Preis: der Kontrolle oder der vollständigen Übernahme", erklärte Rio. "Die Mafia baut ein kriminelles Sozialhilfesystem auf, das Unternehmer in Schwierigkeiten zerquetscht." So floriere ein Kreislauf aus Geldwäsche, Wucher und Erpressung, der auch die legale Wirtschaft des Landes stark in Mitleidenschaft ziehe.

N.Walker--MC-UK